Technik

Apnoetauchen: Warum die richtige Ausrüstung entscheidend ist

Beim Apnoetauchen spielt das wenige Equipment eine umso wichtigere Rolle. Warum bei dieser sportlichen Disziplin die Flossen so lang, die Masken meist schwarz, und ganz unspektakuläre Kleinigkeiten wie Nasenklammern so wichtig und auch noch recht teuer sind, erfahren Sie hier.

Titel: Dr. Matthias Siebert
Phil Simha
Benjamin Schulze
Alberto Balbi

Ein befreundeter Tauchsporthändler erklärte mir vor vielen Jahren auf der boot-Messe in Düsseldorf, er werde kein Freediving-Equipment in seinem Geschäft anbieten, da an Apnoetauchern nichts zu verdienen sei. »Die brauchen ja nichts«, sagte er. In seinen Augen müssten das Leute sein, die sich kein »richtiges« Tauch-Equipment leisten konnten. »Ich verkaufe lieber einen Atemregler als einen Schnorchel.« Zugegeben, die Luftversorgung ist beim Apnoetauchen wirklich nicht teuer. Besonders, da wir am liebsten einen ganz einfachen Schnorchel verwenden und diesen vor dem Abtauchen sogar aus dem Mund nehmen. Und doch habe ich in genau in diesem Monat einem Freediving-Beginner eine Apnoe-Ausrüstung im Wert von knapp 1000 Euro verkauft. Das Equipment ist auch beim Freitauchen wichtig, unterscheidet sich in einigen Punkten jedoch wesentlich von einer Scuba- oder Schnorchel-Ausrüstung.

Die Maske

© Phil Simha – Apnoe-Tauchmasken müssen zwar nicht unbedingt schwarz sein, sollten aber ein kleines Innenvolumen haben.

Genau wie beim Gerätetauchen ist die Maske notwendig, um unter Wasser etwas zu sehen. Auch Apnoetaucher schauen sich gern die Welt um sich herum an. Der Unterschied liegt hier im Innenvolumen der Maske. Dies ist beim Tauchen mit einem Atemzug möglichst gering. Auf dem Weg in die Tiefe muss der Druckausgleich nicht nur im Mittelohr, sondern auch in der Maske erfolgen. Je weniger Luft ich für die Maske verwenden muss, desto mehr steht mir für den Druckausgleich im Ohr zur Verfügung, was in der Folge tiefere Tauchgänge ermöglicht. Apnoetaucher verbringen auch mehr Zeit an der Wasseroberfläche, weshalb die Masken häufig schwarz sind, um seitliche Sonneneinstrahlung zu verhindern. Doch Vorsicht! Es gibt auch Masken mit gespiegelten Gläsern, die den Zweck haben, an der Wasseroberfläche wie eine Sonnenbrille zu funktionieren. Von diesen Masken raten Apnoe-Instruktoren ab, da der Blick in die Augen den Buddy erkennen lässt, wie entspannt der Apnoetaucher ist. Preislich liegen die meisten Modelle, so wie bei Scubadiving-Masken, bei 50 bis 100 Euro.

Die Nasenklammer

© Hersteller – Nasenklammern vermeiden, dass Wasser in die Nase kommt und ermöglichen Druckausgleich ohne Zuhilfenahme der Hand.

Hinzu kommt, dass im Gesicht die Rezeptoren für den Tauchreflex sitzen. Je weniger Gesichtsfläche durch eine Maske belegt ist, desto mehr Rezeptoren für den Tauchreflex kommen mit Wasser in Berührung. Das kann zu einer schnelleren Herabsetzung des Herzschlags und einer effektiveren Nutzung von Sauerstoff in Gehirn und Lunge führen. Beim Zeittauchen oder Tieftauchen am Seil halten die Athleten die Augen oft geschlossen. Es geht hier nicht darum, viel zu sehen, sondern lang oder tief zu tauchen. Sind die Augen geschlossen, ist der Athlet weniger abgelenkt. Ohne Maske liegen das ganze Gesicht und die Rezeptoren für den Tauchreflex frei. Beim Tieftauchen mit Nasenklammer ergeben sich diverse Vorteile: Es muss kein Druckausgleich in der Maske erfolgen. Und die Hand muss zum Druckausgleich im Mittelohr nicht zur Nase geführt werden. Es genügt, gegen die durch die Nasenklammer verschlossene Nase Druck aufzubauen. Noseclips, die auf die Nase passen und nicht verrutschen, sind Gold wert und kosten zwischen 25 und 50 Euro.

Der Schnorchel

© Benjamin Schulze – Gelagert werden sollte der Schnorchel natürlich nicht in dieser Form. Dies soll nur seine Flexibilität verdeutlichen.

Dieses Teil wird meist recht stiefmütterlich behandelt. Wurden in den letzten Dekaden doch einige tolle Schnorchel mit Verschluss- und Ausblasventil auf den Markt gebracht, ging die technische Weiterentwicklung hier weitgehend spurlos am Freediving vorbei. Es genügt ein einfacher Schnorchel, der gern aus Gummi sein darf und nicht einmal eines Schnorchelhalters bedarf. Der Schnorchel wird meist direkt unter das Maskenband gesteckt. Wäre er aus Plastik, würde er gegen den Kopf oder das Jochbein drücken. Unter dem Maskenband fixiert, liegt der Schnorchel fest am Schädel und wackelt bei Ab- und Aufstiegsgeschwindigkeiten von ungefähr einem Meter pro Sekunde nicht vor dem Gesicht herum. Den Schnorchel verwenden wir Apnoetaucher genau wie die Scubadiver nur an der Wasseroberfläche. Zum Abtauchen wird er aus dem Mund genommen, einige Apnoetaucher lassen ihn an der Wasseroberfläche zurück. Dazu fixieren sie am Schnorchel gelegentlich Neopren oder Schaumstoff, damit er schwimmt und nicht verloren geht. Natürlich gehen sie trotzdem gelegentlich verloren, weshalb man ungern mehr als 15 bis 20 Euro für so einen Schnorchel ausgibt. Neuerdings werden auch »Floating Snorkel«, also schwimmende Schnorchel, produziert. Also ist die Entwicklung doch nicht ganz spurlos am Freediving vorbeigegangen.

Die Flossen

© Alberto Balbi – Ziel der Apnoe-Flosse ist es, einen starken Vortrieb mit möglichst geringem Kraftaufwand zu erzeugen.

Tja, warum sind die so lang? Ganz einfach: Lange Flossen haben einen besseren Vortrieb. Der effiziente Flossenschlag ist dabei ein gekonntes Zusammenspiel von technisch korrektem Beinschlag und optimaler Wasserverdrängung. Der Vortrieb entsteht dabei sowohl beim »Frontkick«, der Bewegung nach vorne, als auch beim »Backkick«, der Beinbewegung nach hinten. Auch die richtige Amplitude und Kraftverteilung auf das ganze Bein sind dabei wichtig. Natürlich sind lange Flossen schwerer zu treten als Geräte- oder Schnorchelflossen. Ist man aber einmal in Bewegung, ist der Aufwand, um die Geschwindigkeit zu halten, nicht mehr so groß. Beim Tieftauchen sind die langen Flossen besonders wichtig. Freediver haben eine neutrale Tarierung, die meist zwischen neun und zwölf Metern liegt.

Das bedeutet: Um in den neutralen Bereich zu gelangen, muss der Auftrieb mit kräftigen Flossenschlägen überwunden werden. Je besser das Material der Flosse, desto besser das Verhältnis von Kraftaufwand und Ertrag. Carbon-Flossen erfordern einen geringeren Kraftaufwand und generieren einen sehr guten Vortrieb. Die Zeiten, in denen alle Flossen die gleiche Länge hatten, sind schon eine ganze Weile vorbei. Hatten die Hersteller früher die gleichen Flossenblätter, egal ob der Freediver 1,50 oder 1,94 Meter groß war, gibt es nun die Blätter in unterschiedlichen Längen. Häufig kann das Fußteil vom Flossenblatt geschraubt werden, was Vorteile für den Transport auf Reisen hat. Apnoeflossen sind Vollfußflossen und werden mit Neoprensocken getragen. Die Socken schützen den Fuß vor Verletzungen und Kälte. Apnoeflossen gibt es ab 120 Euro, und nach oben gibt es kaum Grenzen. Gute Carbon-Flossen kosten schnell bis zu 600 Euro.

Der Tauchcomputer

Auch Tauchcomputer werden beim Apnoetauchen verwendet. Sie haben im Vergleich zum Gerätetauchen aber eine schnellere Abtastrate, um die Tiefe noch genauer zu messen, da Freediver deutlich schneller als Gerätetaucher unterwegs sind. Der Tauchcomputer wird beim Tieftauchen verwendet, um Tiefensignale in Form von Piepstönen zu geben, Oberflächenintervalle zu überwachen, Tauchgänge zu zählen und natürlich Tiefe und Zeit zu messen. Beim Tieftauchen schaut man normalerweise nicht auf den Computer. Eine Hand bleibt beim Abtauchen immer für den Druckausgleich an der Nase. Die andere liegt hydrodynamisch am Körper oder führt das Abstiegsseil locker durch die Finger, um die Abstiegsgeschwindigkeit einzuschätzen, da die Augen meist geschlossen sind. Da die Tiefensignale unter der eng anliegenden Kopfhaube manchmal schwer zu hören sind, wird der Tauchcomputer von manchen Tieftauchern am Nackengewicht getragen oder in die Kopfhaube gesteckt. So hört der Athlet, wie tief er schon getaucht ist. Kosten: ab 300 Euro.

Der Apnoeanzug

© Hersteller – Ein Apnoeanzug besteht fast immer aus Neoprenhose und -jacke mit integrierter Kopfhaube.

Die Anzüge sind weicher und bequemer als beim Gerätetauchen. Sie müssen mehr Beweglichkeit ermöglichen und dürfen bei der Atmung keinen Widerstand geben. Weiches Neopren bedeutet mehr eingeschlossene Luftkammern. Bei allen Vorteilen haben die Anzüge drei Nachteile:
1. Die Anzüge komprimieren in der Tiefe und bieten dort einen geringeren Kälteschutz. Bei Tauchgängen, die nur ein paar Minuten dauern, ist das selten ein Problem.
2. Die Anzüge verschleißen schneller und sind empfindlicher als vergleichsweise steifere Anzüge aus dem Gerätetauchen.
3. Damit die Anzüge flexibel sind, haben sie oft keine Reißverschlüsse. Das Anziehen ist daher gewöhnungsbedürftig. Insbesondere, weil die meisten Modelle innen nicht kaschiert sind, und man nur mit Seifenwasser »hineinflutscht«. Die Anzüge bestehen normalerweise aus einer Hose, die bis unter den Rippenbogen reicht, und einem separaten Jacket mit angesetzter Kopfhaube. Ähnlich wie beim Gerätetauchen gibt es Anzüge für unterschiedlich kalte Gewässer und je nach Kälteempfindlichkeit in unterschiedlichen Dicken. Von ein bis acht Millimeter ist alles dabei. Dünne Schwimmanzüge mit glatter Oberfläche werden gern für das Streckentauchen verwendet, um besser durch das Wasser zu gleiten. Kosten: ab 200 Euro.

Das Gewichtssystem

Der Verschluss kann entweder eine sogennannte Marseillaise, also eine klassische Dornschließe sein. Ein einfacher Klemmverschluss aus Aluminium oder Kunststoff ist günstiger und tut auch seinen Dienst.

Freediver verwenden einen flexiblen Gummigurt, der auf der Hüfte getragen wird, die Atmung nicht einschränkt und im besten Fall nicht verrutscht. Die Bleistücke sind dabei klein und hydrodynamisch – maximal 0,5- bis Ein-Kilogramm-Stücke, die gleichmäßig auf dem Gurt verteilt werden. Die richtige Bleimenge spielt sowohl beim Streckentauchen als auch beim Tieftauchen eine wichtige Rolle. Wer beim Streckentauchen nicht nur perfekt tariert, sondern darüber hinaus optimal getrimmt ist, kommt mit weniger Aufwand erheblich weiter. Mit der richtigen Bleimenge kann die ganze Energie in das Vorankommen verwendet werden. Die Kraft wird nicht benötigt, um die Tauchtiefe zu halten.

Dr. Matthias Siebert – Nackengewichte sorgen für eine hydrodynamisch perfekte Position. Im Tieftauchen sorgen sie für einen besseren Schwerpunkt für den freien Fall.

Viele Freediver verwenden beim Streckentauchen ein Nackengewicht. So wird der positive Auftrieb durch die voll eingeatmete Lunge perfekt ausgeglichen und eine hydrodynamische, waagrechte Haltung hergestellt. Auch beim Tieftauchen ist die richtige Bleimenge entscheidend. Der Abstieg ist mit viel Blei zwar einfacher, aber das Auftauchen aus der Tiefe anstrengender. In der Tiefe hat der vergleichsweise dünne Anzug kaum Auftrieb,und auch die Lunge komprimiert. Bei der Wende am tiefen Seil ist der Apnoetaucher folglich am schwersten und hat Abtrieb. Um auf den letzten Metern den natürlichen Auftrieb durch den Neoprenanzug und die Lunge zu nutzen und dadurch von selbst an die Wasseroberfläche zu treiben, bedarf es der richtigen Tarierung.

Zudem gibt es noch weitere Ausrüstungteile wie Lanyard, Monoflosse, Fluid Goggles, Boje, Grundgewichte, etc. Dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt.