Aus Fehlern lernen Praxis

Gefahr durch fehlende Wartung & falsche Routine

Wohin das Vernachlässigen von ordnungsgemäßer Ausrüstungsmontage, Wartung und dem Buddycheck führen kann.

Wolfgang Pölzer

TEXT: Gertrude A. (Vollständiger Name der Redaktion bekannt)
Die Fotos wurden nachgestellt.

Ich war mit meinem Tauchbuddy Freitagmittag am Attersee zu einem »After Work Dive« verabredet. Irgendwie muss ich jedoch zu Hause vergessen haben, mein Jacket einzupacken. Schon voller Vorfreude, halb im Trocki steckend, war ich zuerst deshalb genervt, habe dann jedoch einen befreundeten Taucher am Parkplatz entdeckt. Dieser hatte noch ein altes Leihjacket von seinem Tauchclub im Wagen liegen und bot mir sofort an, es zu holen.

Gesagt getan. Dann konnte es  ja losgehen! Nachdem mein Buddy inzwischen schon im Wasser stand, habe ich mich mächtig beeilt (Fehler 1). Als ich meinen Inflatorschlauch auf das fremde Jacket stecken wollte, habe ich mich scheinbar zu dumm angestellt. Es ging nicht. Ich vermutete, dass ich nur zu wenig Kraft hatte, weil ich vorher schon die Flasche aufgedreht hatte und nun ja den Inflatorschlauch gegen den Mitteldruck anstecken musste (Fehler 2).

Also erst mal egal. Schnell aufgerödelt und ab ins Wasser! Mein Buddy hatte mein Problem mitbekommen und bot mir an, meinen Inflatorschlauch im Wasser anzustecken. Das tat er dann auch, und der Schlauch hielt. Ob Luft ins Jacket rein und raus geht, habe ich in der Eile aber nicht kontrolliert (Fehler 3).

Und dann: unter Wasser

Abtauchen vom schräg abfallenden Ufer war kein Problem, weil das Jacket eh komplett leer war, und ich nur meinen linken Arm heben musste, um die Luft aus dem Trocki zu lassen. Da ich gewohnt bin, hauptsächlich mit dem Jacket zu tarieren und nur die allernötigste Luft in den Trocki zu lassen, bin ich gleich mal auf den Gewässerboden geknallt. Ich drückte den Jacket-Inflator. Doch es kam null Luft. Zum Glück waren wir nicht an einem Tauchplatz mit Steilwand. Mein Buddy schwamm gleich zu mir und fummelte erneut an meinem Jacketschlauch herum. Dann signalisierte er mir, dass der Inflator jetzt funktioniert.

Und wirklich – ich habe ihn gedrückt, und es ging Luft ins Jacket. Allerdings hat der Inflatorschlauch nun ständig weiter Luft ins Jacket geblasen, sodass ich ziemlich schnell zu viel Auftrieb bekam. Mein Buddy hat glücklicherweise schnell reagiert und sich an meine Beine geklammert, damit ich nicht viel zu schnell nach oben gehe (Fehler 4).

So konnten wir uns noch unterhalb der Wasseroberfläche einbremsen. Ständig Luft aus dem Jacket ablassend, haben wir dann den Inflatorschlauch abgekoppelt und unseren Tauchgang im Flachwasser fortgesetzt. Ich tarierte jetzt nur noch mit meinem Trockentauchanzug (Fehler 5).

Nach dem Tauchgang habe ich dann sowohl meinen Atemregler mit dem Inflatorschlauch als auch das Jacket zum Service gebracht. Es stellte sich heraus, dass der für beides längst überfällig war. Bei anderen Bedingungen wie etwa einem Tauchspot mit Steilwand, vom Ufer weg, oder zusammen mit einem weniger erfahrenen Tauchbuddy hätte die Sache wesentlich schlimmer ausgehen können.

Vielleicht hilft meine Geschichte ja, das Bewusstsein zu schärfen, dass nicht nur der regelmäßige Service des Atemreglers, sondern auch von Jacket und Inflatorschlauch absolut sinnvoll und notwendig ist, und Unfälle dadurch vermieden werden können.

Fehleranalyse 


Fehler 1:
Auch wenn die Zeit drängt, sollte der Buddy-Check vor dem ersten Wasserkontakt stattfinden und gewissenhaft ausgeführt werden. Somit lassen sich Fehlerquellen schon vor dem Ernstfall finden und ausschalten.

Fehler 2:  Auch wenn man routiniert im Umgang mit der Ausrüstung ist, sollte nie Routine eintreten. Erst wird die Ausrüstung komplett montiert. Dann wird die Flasche aufgedreht, um zu testen, ob das gesamte System funktionstüchtig ist. 

Fehler 3:  Wenn nicht schon beim (hier verpassten) Buddy-Check passiert, sollte wenigstens vor dem Abtauchen (nochmals) eine kurze Kontrolle der Luft-Ein- und Ablässe erfolgen. Kurzer »Drücker« auf das Trocki-Einlass-Ventil und den Inflatorknopf des Jackets, und man weiß, dass die »Bremsen« für den Tauchabstieg funktionieren.

Fehler 4:  Klemmt der Inflator und bläst permanent Luft ins Jacket, sollte die linke Hand zum Ablassknopf gehen und diesen permanent gedrückt halten, während die rechte Hand für die Tarierung mit dem Trocki zuständig ist (Ablass- und Inflator). Das setzt Übung und Können voraus. Der Buddy sollte dann zur Stelle sein und den Inflator entkoppeln. Das klingt alles einfacher, als es in solch einer Ausnahmesituation ist. Übung ist hier erforderlich. Schon das »Tarieren mit dem Mund« sollte regelmäßig geübt werden. Wir zeigen hier wie!

Fehler 5:  Auch wenn im Flachwasser wenig »Gefahren lauern«, sollte nach dieser Art des Ausrüstungsversagens der Tauchgang abgebrochen werden.