Fotoschule Praxis

Krake im Anflug – wie man eines der intelligentesten Meereslebewesen fotografiert

Diesmal verrät unser Foto-Profi, wie man Kraken optimal ablichtet.

Martin Strmiska

Kraken sind in vielerlei Hinsicht phänomenale Lebewesen. Sie sind nicht nur intelligent und haben ein hervorragendes Sehvermögen, sondern auch die Fähigkeit, ihre Körperform und ihre Färbung zu verändern. Insbesondere die Fähigkeit, die Farben ihrer Umgebung zu imitieren, ist faszinierend.

Umso mehr, wenn man weiß, dass ihre Augen nur im Schwarz-Weiß-Spektrum sehen. Doch sie sind nicht einfach zu fotografieren, und so gibt es auch nicht viele wirklich spektakuläre Oktopus-Bilder. Treffen Sie einen Kraken, so nehmen Sie sich unbedingt Zeit für ihn. Mitunter gelingen Ihnen dann vielleicht auch solche Aufnahmen wie mir.

So könnte es klappen

Das Tier wird Sie immer zuerst sehen, sich nicht mehr bewegen, sich tarnen und mit seiner Umgebung verschmelzen. Wenn Sie es entdecken, warten Sie, bis es »Vertrauen aufbaut« und zu seiner ursprünglichen Aktivität zurückkehrt. Beobachten Sie, was es vorhat. Und versuchen Sie, seinen nächsten Schritt zu erahnen.

Das Vertrauen des Tieres zu gewinnen, ist nötig, um nah genug heranzukommen, um dann ein gutes Foto zu machen. Ohne diese gegenseitige Annäherung gelingt meist nur ein Schnappschuss, wie es Tausende gibt. Ohne Vertrauen und Interesse an Ihnen wird der Krake sich im nächsten Loch verstecken und dort bleiben, bis Sie wieder weg sind.

Das Posing

Im Allgemeinen ist das beste Rezept für eine außergewöhnliche Aufnahme die Analyse der besonderen Merkmale des Motivs sowie ein Plan, wie man diese am besten hervorhebt. Im Fall des Kraken sind es seine Körperformen. Die schönsten Bilder sind die, auf denen man seine Neugier erkennen kann. Im besten Fall untersucht er sein eigenes Spiegelbild auf dem Frontglas des Kameragehäuses.

Interessant ist auch die »Drohgebärde«, wenn das Tier versucht, Kraft und Größe zu demonstrieren, indem es seine Arme weit ausbreitet. Aber auch wenn der Oktopus sich selbstbewusst fühlt und langsam seine Arme ausstreckt, können die Bilder großartig werden.

Die Ausrüstung

Kraken sind die perfekten Motive für »Weitwinkel-Nahaufnahmen«. Dieser Ansatz versetzt den Betrachter einerseits in die Lage des Tieres, da man mehr von der Umgebung sieht. Andererseits ist das Tier so nah genug fotografiert, um auch Details zu erkennen. Ein kleineres, kompaktes Kamera-Set mit kurzen Blitz-Armen ist das optimale Werkzeug für diese Form der Fotografie.

Meine Wahl war hier eine APSC-Kamera mit einem Tokina 10-17-Millimeter-Objektiv, kombiniert mit einem Mini-Domeport. Der Trick ist, ein flexibles, handliches Kamera-Set zu haben, mit dem man bei Bedarf extrem niedrige Positionen einnehmen kann. Bei einer Vollformat-Kamera würde ich mich in diesem Fall für ein Fisheye-Objektiv hinter einem etwas größeren Sechs-Zoll-Domeport entscheiden.

Ort: Capo Mortola, Ventimiglia, Italien Kamera: Nikon D7200 im Subal-Gehäuse ND7200 Objektiv: Tokina 10-17 mm @10 mm Blende: F/9, Zeit: 1/160 s, ISO: 160 Blitz: 2 x Subtronic Pro160 @ 1/8 Leistung

Belichtungszeit

Belichten Sie mit Bedacht. Ich habe in vielen Ausgaben unserer »Making of«-Serie immer wieder auf die Wichtigkeit einer korrekten Belichtung des Hintergrunds hingewiesen, da ich die richtige Balance des Lichts für wesentlich in der Fotografie halte.

Da ein großer Teil unserer Szenerie durch das Umgebungslicht beeinflusst wird, sollten wir uns zuerst auf Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert konzentrieren und erst dann die Blitzleistung entsprechend anpassen. Scheuen Sie sich nicht, längere Verschlusszeiten zu verwenden, um den Lichtmangel auszugleichen! Längere Zeiten (1/15s – 1/80s) helfen nicht nur, den Hintergrund zu belichten, sondern können auch eine dramatische Bewegungsunschärfe hineinbringen.

In der Nachbearbeitung mit Adobe Lightroom wurden »Lichter« minimiert, »Schatten« erhöht, »Klarheit« und »Dunst« etwas verstärkt. Mehr war für dieses brillante Ergebnis nicht nötig.

Blitz und Blende

Da wir das Objekt aus nächster Nähe beleuchten wollen, müssen wir unsere künstliche Lichtquelle mit Bedacht einsetzen. Positionieren Sie die Blitze sehr nah am Domeport. Aber ziehen Sie sie etwa fünf Zentimeter hinter den Domeport, damit sie nicht im Bild sind.

Verwenden Sie höhere Blendenwerte, um eine größere Schärfentiefe zu erreichen: Blende 8 bis 11 bei APSC-Kameras, und Blende 10 bis 13 für Vollformat-Modelle. Die Verschlusszeit ist hier sekundär. Je nach Art des Hintergrundes und der Geschwindigkeit des Tieres würde ich einen passenden Wert wählen.

1/100 Sekunde ist die universelle Einstellung, die nicht zu viel Unschärfe verursacht und dennoch genug Licht auf den Sensor lässt. Die ISO-Einstellung ist die letzte Variable, um die Belichtung im Gleichgewicht zu halten. Um einen blauen Hintergrund zu erhalten, sollte die ISO-Einstellung nach der Wahl der Blende und der Verschlusszeit erfolgen. 

Martin Strmiska Porträt

TAUCHEN-Fotograf Martin Strmiska fotografiert bereits seit Jahren die Wunder der Unterwasserwelt und gibt seine Erfahrungen weiter. Mit seinen Aufnahmen hat er schon mehrere Preise und Auszeichnungen gewonnen. www.aquasphere.sk