Ich bin überzeugt, dass die wahre Magie der Unterwasserfotografie darin liegt, die Belichtung für Hintergrund und Vordergrund ins richtige Gleichgewicht zu bringen. In der Welt der Unterwasserfotografie ist eine korrekte Belichtung entscheidend. Praktisch bedeutet dies, alle Belichtungsvariablen korrekt, aber in der richtigen Reihenfolge einzustellen, sodass Ihr Ergebnis konsistent ist und sich in jeder Situation leicht umsetzen lässt.
Hintergrund und Vordergrund stellen zwei separate Ebenen in unserem Bild dar (siehe Diagramm 1). Die Art und Weise, wie wir diese beiden Ebenen übereinanderlegen, definiert unsere Bild-Komposition. Ein wesentlicher Aspekt der Unterwasserfotografie ist die Belichtung, denn wie Sie wissen, wird der Hintergrund in der Regel vom Umgebungslicht beeinflusst, während der Vordergrund hauptsächlich durch das künstliche Licht unserer Unterwasserblitze beleuchtet wird. Basierend auf dieser Annahme lassen sich die Variablen, die unsere Gesamtbelichtung beeinflussen, klar definieren (siehe Diagramm 2).
Während der Hintergrund durch alle drei Belichtungseinstellungen – ISO, Blende und Verschlusszeit – bestimmt wird, hängt der Vordergrund von ISO, Blende und Blitzleistung ab. Wie im Belichtungs-Diagramm zu sehen ist, gibt es eine gemeinsame Schnittmenge dieser Variablen, die sowohl den Hintergrund als auch den Vordergrund beeinflusst, was in der Unterwasserfotografie Belichtung stets berücksichtigt werden muss.
Diese Analyse erklärt nicht nur das Prinzip der Unterwasserblitzfotografie, sondern verdeutlicht auch, worauf der Fokus des gesamten Prozesses liegt. Zuerst müssen Sie Ihre Bild-Idee festlegen und den Hintergrund belichten – unter Berücksichtigung von Verschlusszeit, Blende und ISO. Sobald die Belichtung für den Hintergrund korrekt ist, sollten Sie bedenken, dass Blende und ISO ebenfalls bestimmende Faktoren für die Belichtung des Vordergrunds sind. Mit diesem Wissen im Hinterkopf betrachten wir nun die einzelnen Schritte und klären die richtige Reihenfolge, in der Kamera- und Blitzeinstellungen vorgenommen werden sollten. Eine gute Unterwasserfotografie Belichtung erfordert Sorgfalt und Übung.
Bild-Komposition erstellen
Abhängig von Ihrem Motiv, der Ausrüstung und Ihrer Bild-Idee gestalten Sie eine Komposition. Betrachten Sie Ihre Komposition wie einen imaginären Weg, auf dem Sie Ihr Publikum durch die Geschichte Ihres Bildes führen möchten. Die grundlegenden Regeln der Bildgestaltung können Ihnen erste Anhaltspunkte geben. Doch sobald Sie das Konzept der Bildaussage verstanden haben, müssen Sie diese Regeln nicht mehr bewusst studieren. Sie werden sich von selbst in Ihren Aufnahmen zeigen (s. Diagramm 3). Sobald Sie Erfahrung mit der Unterwasserfotografie Belichtung gesammelt haben, werden Sie beginnen, die Kompositionsregeln zu brechen und Ihren eigenen Ideen folgen.
Belichtung des Hintergrunds
Wählen Sie den Blendenwert abhängig vom verwendeten Objektiv. Für eine DSLR-Kamera mit Fisheye-Objektiv und großem Domeport ist f8 ein guter Ausgangswert. Bei einem geradlinigen (rectilinear) Objektiv sind höhere Werte erforderlich, um die optimale Schärfentiefe zu erhalten – f9 bis f10. In Situationen mit wenig Licht können Sie die Blende weiter öffnen, um mehr Licht auf den Sensor zu lassen, wobei Sie eine leicht eingeschränkte Schärfentiefe oder geringere Eckenschärfe in Kauf nehmen.
Stellen Sie die Verschlusszeit abhängig von der Art Ihres Motivs ein. Je weitwinkliger das Objektiv, desto längere Verschlusszeiten können Sie sich »leisten«, wenn Ihr Motiv stationär ist. Beginnen Sie mit 1/100s bis 1/125s und passen Sie entsprechend an. Je schneller sich Ihr Motiv bewegt, desto kürzer muss die Verschlusszeit sein. Bei schnellen Bewegungen verkürze ich oft auf 1/160s bis 1/200s. Umgekehrt verlängere ich bei stationären Motiven unter schlechten Lichtverhältnissen die Verschlusszeit auf bis zu 1/30s. Dann muss die Kamera bei solch langen Belichtungszeiten absolut ruhig gehalten werden – was eine gute Tarierung voraussetzt.
Wählen Sie den ISO-Wert als letzten Parameter für die Hintergrundbelichtung. Schalten Sie die Blitze zu diesem Zeitpunkt noch nicht ein. Durch eine Testaufnahme erhalten Sie einen guten Eindruck von der Belichtung des Hintergrunds und der Bildgestaltung. Prüfen Sie die Belichtung auf dem Kameradisplay und am Histogramm und passen Sie die Werte so lange an, bis Sie mit der Tonalität zufrieden sind. Dies ist ein wichtiger Aspekt der Unterwasserfotografie Belichtung.
Blitzeinsatz für den Vordergrund
Gemäß Diagramm 2 ist die letzte Variable die Blitzleistung. Da Unterwasserblitze bekanntlich nur auf begrenzte Distanz effektiv arbeiten, dienen sie ausschließlich zur Ausleuchtung des Vordergrunds. Es macht also keinen Sinn, die Blitze auszulösen, wenn das Motiv weiter als 1,5 bis zwei Meter entfernt ist. Die Faustregel lautet daher: Gehen bzw. schwimmen Sie so nah wie möglich an Ihr Motiv heran.
Der Trick besteht darin, das Motiv mit einer moderaten Lichtmenge zu beleuchten und gleichzeitig den Raum zwischen Linse und Motiv frei von unerwünschter »Lichtverschmutzung« zu halten. Optimalerweise sollte das Licht in einem schrägeren Winkel auf das Motiv treffen, um nicht nur die Vorderseite, sondern auch die Seiten zu beleuchten. Auf diese Weise wird das Motiv plastischer dargestellt. Gleichzeitig verringert sich die Ausleuchtung der Wassersäule, was unerwünschte Rückstreueffekte reduziert.
Mehr aus unserer Fotoschule hier.
Externe Quellen und weiterführende Informationen:
https://www.uwphotographyguide.com/underwater-photography-exposure
https://www.backscatter.com/reviews/post/underwater-strobe-positioning
https://photographylife.com/what-is-exposure
https://www.nationalgeographic.com/photography/article/underwater-photography-tips