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Wie Fischporträts bei schlechter Sicht klappen

Schlechte Sicht ist nicht immer ein Grund für schlechte Bilder, sagt unser Foto-Profi Martin Strmiska und erklärt, wie es mit einer guten Aufnahme bei schlechten Bedingungen klappen könnte.

Martin Strmiska
Titelbild: Benjamin Schulze

Der Umgang mit dem trüben Wasser der europäischen Seen und Flüsse kann mitunter zur Herausforderung werden. Selbst die beste Ausrüstung mit der neuesten High-End-Kamera samt scharfem Objektiv und Blitzen, die das schönste Licht produzieren, bedient durch die Hände erfahrener Fotografen, gibt noch lange keine Garantie für eine gute Aufnahme. Die Sicht ist unter Wasser das entscheidende Element. Der Wasservorhang zwischen Linse und Objekt wirkt wie ein undurchsichtiger Filter, der die Bildqualität in allen Aspekten beeinträchtigt. Im Allgemeinen können wir sagen: Je schlechter die Sicht, desto schlechter das Bild.

Aber nicht mit uns! Als ambitionierte Fotografen nehmen wir die Herausforderung an und versuchen zu liefern, egal wie schlecht die Bedingungen sind. Andererseits ist eingeschränkte Sicht nicht immer kontraproduktiv: Fische neigen dazu, weniger scheu zu sein. Und es bietet sich automatisch die Möglichkeit, das Motiv vom Hintergrund zu trennen. Hier meine Tipps, wie man bei schlechter Sicht das Optimum rausholt.

Nah ran

Je näher wir dem Motiv kommen, desto mehr Details und Kontraste sind erfassbar.

Verwenden Sie ein Zoomobjektiv

Wenn es eine Kategorie gibt, für die ich die Verwendung eines Weitwinkel-Zoom-Objektivs empfehlen würde, dann sind es mittelgroße Fischporträts. Spielt der Fisch mit, ermöglicht Ihnen dieses Objektiv, ihm noch näher zu kommen. Oder es gibt Ihnen die Möglichkeit, ins Fischgesicht hinein zu zoomen, wenn Sie sich für ein Vollbild-Porträt entscheiden. Der Hintergrund und die Sicht bestimmen, welche Brennweite am besten funktioniert.

Testen Sie die Lichtsituation

Auch wenn die Sicht die Hintergrund-Gestaltung einschränkt, sollte es das Ziel sein, so viele »Strukturen« wie möglich im Hintergrund zu haben. Das »Komponieren« der Aufnahmen mit Bäumen, Felsen, Oberflächen oder Sonnenstrahlen erfordert hier die Balance zwischen der Hintergrund- und Vordergrund-Belichtung. Bevor Sie Ihre Blitze final einsetzen, nehmen Sie sich Zeit für einen Probeschuss ohne die Blitze, um zu sehen, was sich vom und im Hintergrund darstellen lässt.

Eingeschränkte Sicht erfordert Nähe zum Motiv, wie diese 1:1-Umsetzung der Aufnahme-Situation veranschaulicht.

Dezenter Blitzeinsatz

Wenn es um den Blitzeinsatz geht, gibt es zwei Variablen, denen wir besondere Aufmerksamkeit schenken müssen: die Lichtmenge und die Positionierung. Die Blitzlichtleistung (Menge) ist die letzte Variable, die entsprechend den ausgewählten Kameraeinstellungen angepasst werden sollte.

In der Regel gilt: Je schlechter die Sicht, desto näher kommen wir dem Motiv und desto weniger Licht darf durch unsere Blitze in die Aufnahme gebracht werden. Daher arbeiten wir meist mit minimalen Leistungswerten. Entscheidender ist die Blitzpositionierung. Je schlechter die Sicht, desto näher müssen unsere Blitze am Motiv positioniert werden.

Der Schlüssel ist, die Wassersäule zwischen dem Motiv und der Linse so wenig wie möglich zu belichten, aber dennoch die Vorderseite unseres Motivs auszuleuchten. Verwenden Sie hier das Verhältnis 1:2. Wenn Sie planen, das Objekt in einem Abstand von einem Meter zu fotografieren, positionieren Sie Ihre Blitze auf 0,5 Meter Abstand (halber Abstand vom Objekt) von der zentralen Objektiv-Achse (rechts und linksseitig). Wenn Sie innerhalb von 30 Zentimetern fotografieren, positionieren Sie Ihre Blitze entsprechend 15 Zentimeter von der Linse. Ziehen Sie Ihre Blitze etwas zurück und leicht nach außen.

Kamera- & Blitzeinstellungen Ort: Grundlsee/Österreich, September 2017 Verwendete Geräte: Nikon D800, Nikon 16-35 mm F/4 @35 mm, 2 X Subtronic Pro160s-Stroboskope bei 1/8 Leistung Kameraeinstellungen: F/9, 1/320s, ISO 350

Kameraeinstellungen

Die Kameraeinstellungen sind flexibel zu handhaben. Da das Motiv in der Regel in der Mitte unserer Aufnahme platziert wird, gibt es keine Notwendigkeit für eine erweiterte Schärfentiefe. So ist der Blendenbereich, an den ich mich halten würde, zwischen Blende 5.6 bis 11. Während kürzere Verschlusszeiten (1/80 bis 1/160 Sekunde) dazu neigen, den Hintergrund einzufrieren, können längere Belichtungszeiten (1/8 bis 1/30 Sekunde) dazu beitragen, mehr Licht zu »bringen«.

Wichtiger ist, dass diese Zeiteinstellungen die Quelle für zusätzliche Kreativität sein können. Die ISO wäre die letzte Kameraeinstellung. Hier arbeite ich mit ISO200 bis ISO800.

Probieren Sie Ihre TTL-Funktion aus

Probieren Sie die TTL-Funktion der Kamera aus. Anhand der gewählten Parameter entscheidet die Kamera, wie viel Licht die Blitze aussenden. Stellen Sie hierfür die gewünschte Blende, Zeit und ISO ein, die für eine optimale Hintergrund-Beleuchtung sorgen und überlassen Sie der Kamera die Beleuchtung des Vordergrund-Motivs.