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Sicher schnorcheln: Wichtige Tipps für einen entspannten ersten Ausflug

Ein erster Schnorchel-Ausflug kann Begeisterung für die Unterwasserwelt wecken – oder zum Stressmoment werden. Damit Ihr Erlebnis sicher bleibt, erhalten Sie im vierten Teil unserer Serie die wichtigsten Hinweise für mehr Orientierung, Schutz und Vorbereitung.

Predrag Vuckovic
Nik Linder

Text: Nik Linder | Sicher schnorcheln Tipps / Teil 4

Die Unterwasserwelt ist für Schnorchler spannender und unterhaltsamer als das heimische Schwimmbad. Doch im Gegensatz zum Schwimmbad gibt es in einem natürlichen Gewässer selten eine Badeaufsicht. Dafür gibt es Wasserbewegungen, Schiffsverkehr und im Meer auch Gezeiten. Eine Sportart in der Natur auszuüben bedeutet, sich Wind, Wetter und Strömungen auszusetzen. Wer mit Tauchgerät unterwegs ist, orientiert sich in unbekannten Gewässern meist am Guide oder Tauchlehrer. Als Schnorchler ist man häufig auf eigene Faust unterwegs. Daher ist es gut, sich vorab mit ein paar wichtigen Punkten zu beschäftigen.

Vorbereitung vor dem Schnorcheln

Auch wenn der eigene Schwimmkurs schon eine Weile zurückliegen sollte, ist es absolut sinnvoll, sich die DLRG-Baderegeln noch einmal ins Gedächtnis zu rufen: Kühle Dich ab, bevor Du ins Wasser gehst! Geh sofort aus dem Wasser, wenn es blitzt oder donnert! Geh nicht mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser! Geh nur ins Wasser, wenn du dich gut fühlst! Ausreichend zu trinken hilft, Dehydration vorzubeugen und die Gefahr von Krämpfen zu vermindern. Es unterstützt den Kreislauf und verbessert die Durchblutung. Mineralwasser, Saftschorle und isotonische Getränke helfen, den Mineralstoffhaushalt beim Sport aufrechtzuerhalten. Stretching und Atemübungen, wie im dritten Teil unserer Serie beschrieben, bereiten den Körper auf den Wassersport vor.

Was im normalen Leben und beim »normalen« Sport gilt, gilt natürlich und umso mehr beim Wassersport: Trinken schützt vor Dehydration.

Bedeutung von Fahnen und Signalen im Wasser

Manche Badebereiche und Strände werden mit Fahnen gekennzeichnet. Rot-gelbe Flaggen bedeuten, dass Rettungsschwimmer im Einsatz sind, man gefahrlos baden und schwimmen kann. Gelbe Flaggen bedeuten, dass nur geübte Schwimmer ins Wasser gehen sollten. Rote Beflaggung bedeutet, dass Schwimmen und Baden lebensgefährlich sind. In großen Seen gibt es gelbe Leuchten, die 40-mal pro Minute leuchten, wenn es Starkwind gibt. Sturmwarnung wird mit 90 Signalen pro Minute angekündigt.

Sicherer Einstieg ins Wasser

Wie im ersten Teil der Serie beschrieben, sind Neoprensocken in den Schnorchelflossen sinnvoll. Bevor das Wasser tief genug ist, um die Flossen anzuziehen und loszuschwimmen, schützen sie den Fuß vor spitzen Steinen, scharfkantigen Muscheln oder giftigen Meerestieren, die sich im Sand verbergen. Möglichst früh die Flossen anzuziehen macht manövrierfähiger. Sie haben mehr Vortrieb und kommen so schnell aus der möglichen Brandungszone in ruhigere Gewässer. Insgesamt ist es von Vorteil, so früh wie möglich die Ausrüstung anzulegen, da die Wellen und Wasserbewegungen im Uferbereich schnell zum Verlust von Ausrüstungsteilen führen können.

ABC: Der Umgang mit Schnorchel, Maske und Flossen kann entspannt und ohne Wellen und Strömung zunächst im Schwimmbadtraining, in einem Baggersee oder einem geschützten Bereich einer Lagune trainiert werden, um Sicherheit zu gewinnen.

Im bewegten und aufgewühlten Flachbereich sind diese schwer auffindbar. Im Brandungsbereich entstehen durch vorgelagerte Sandbänke gelegentlich Rippströmungen, die dazu führen, dass man ins offene Meer gezogen wird. Unerfahrene Wassersportler neigen dazu, in Panik gegen die Strömung zu schwimmen. Es besteht die Gefahr, dass sie aus Erschöpfung ertrinken. Darum ist es sinnvoll, quer zur Strömung in ruhigeres Wasser hinauszuschwimmen oder sich zunächst hinaustreiben zu lassen, um dann seitlich versetzt zurückzuschwimmen.

Orientierung beim Start des Schnorchelausflugs

Auf dem Weg ins Wasser können Sie bereits andere Wassersportler und ihren Umgang mit Wellen, Brandung oder Strömungen beobachten, um zu erkennen, ob die Verhältnisse ruhig und entspannt oder aber problematisch sind. Bevor Sie mit Ihrer ABC-Ausrüstung loslegen, nehmen Sie sich einen Moment der Orientierung. Prägen Sie sich den Einstieg ein, besonders wenn Sie nach der Schnorchelrunde hier auch wieder aussteigen möchten. Sehen Sie Boote oder Surfer, die Sie möglicherweise übersehen könnten? Eine Route zu wählen, die möglichst eng am Riff und im flacheren Gewässer liegt, bietet den Vorteil, dass Boote und andere Wassersportler meist Abstand halten, um sich nicht zu verletzten oder das Boot zu gefährden. In den meisten Ländern müssen Boote eine gewisse Distanz zum Ufer einhalten. Umgekehrt gilt in Bereichen von Hafeneinfahrten absolutes Schwimm- und Tauchverbot.

Kälteschutz und Sonnenschutz im Wasser

Nicht nur im See, sondern auch im Meer ist die Wassertemperatur meist niedriger als die eigene Körpertemperatur. Je länger man im Wasser ist, desto schneller friert man. Ob und wie schnell man friert, und welcher Neoprenanzug als Kälteschutz geeignet ist, hängt von der Gewässertemperatur, aber auch vom eigenen Kälteempfinden ab. Anzeichen einer leichten Hypothermie sind Muskelzittern, Gefäßverengung der Extremitäten und nach einiger Zeit Apathie und Beeinträchtigung des Urteilsvermögens. Durch das Zittern erzeugt der Körper kurzfristig Wärme. Erste Anzeichen von Frieren sollten ernst genommen und schnell der Weg aus dem Wasser gewählt werden, um sich aufzuwärmen.

Je nach Temperatur schützen Lycra-Oberteile vor Sonnenbrand und Neoprenteile vor Kälte. Und beide die Haut vor Quallen.

Die Anzeichen für Überhitzung und Sonnenbrand nimmt man im Wasser nicht immer so schnell wahr, weil das Wasser etwas kälter ist, an Meeren meist Wind herrscht, und man so die Sonne auf der Haut nicht so stark spürt. Überhitzung kann ebenfalls schwere Folgen haben wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen.

Verhalten beim Schnorcheln

Sobald Sie eine mögliche Brandungszone überwunden haben, stoppen Sie für einige Sekunden den Flossenschlag und blicken Sie in Richtung Ufer. Wenn Sie eine Strömung wahrnehmen, so starten Sie Ihren Ausflug zunächst gegen die Strömung, sodass nach einer Ermüdung der Rückweg mit der Strömung leichter fällt. Um nicht zu entkräften, macht es Sinn, die Touren nach und nach zu steigern und nicht gleich zu Beginn zu weit weg zu schwimmen. Sobald Sie sich und die Wasserumgebung besser einschätzen können, sind auch weitere Ausflüge gefahrlos möglich.

Die Boje hilft, um sich darauf auszuruhen. Manche Bojen haben Fächer, in denen man etwas zu trinken oder einen Powerriegel verstauen kann.

Wenn Sie bislang noch nicht so viel Erfahrung im Umgang mit Flossen haben, so starten Sie langsam und genießen Sie die Momente, in denen Sie bewegungslos auf der Wasseroberfläche treiben und die Unterwasserwelt betrachten können. Diese Momente schonen Ihre Muskulatur und verhindern schnelle Ermüdung. Wenn Sie merken, dass die Beine schwerer werden, können Sie den Kraftaufwand auch dadurch verteilen, dass Sie hin und wieder auch mit den Armen für Vortrieb sorgen und so die Beinmuskulatur schonen.

Umgang mit Gefahrensituationen

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es zu kritischen Situationen kommen. Ist man zu zweit, sind die Probleme meist nur halb so groß. So kann ein Partner einen ermüdeten Taucher auf dem Weg zum Ausstieg oder beim Krampflösen (siehe TAUCHEN-Ausgabe 6/2025) unterstützen. »Rufe niemals um Hilfe, wenn Du keine Hilfe brauchst!« Umgekehrt gilt aber: »Mache auf Dich durch Rufen und Winken aufmerksam, wenn Hilfe benötigt wird!«

Risiken richtig einschätzen

Eine zu optimistische Einschätzung der Bedingungen und der eigenen Fähigkeiten kann zu kritischen Situationen führen. Die Wettervorhersage, das Wissen, ob mit Quallen, Seeigeln, Petermänchen oder ähnlichen Tieren zu rechnen ist, und wie es mit gefährlichen Strömungen und dem Einfluss von Gezeiten auf die Wasserbewegung aussieht – viele dieser Parameter können aus einem entspannten Ausflug eine gefährliche Situation machen. Je besser man die Örtlichkeiten kennt, umso sicherer ist man unterwegs. Für die Planung eines Ausflugs können mehrere Informationen herangezogen werden: die Aussagen anderer Wassersportler, von Tauchlehrern und Fischern, der Wetterbericht oder auch Apps wie Windguru.

Bei der Planung der Schnorchelstrecke genügt es nicht nur, dass der Ein- und Ausstieg einfach zu bewältigen ist, sondern auch, ob ich während meiner Strecke die Möglichkeit habe, das Wasser zu verlassen, wenn ich mich nicht gut fühle. Zudem, wie es mit Rettungswegen aussieht. Das Schöne am Schnorcheln ist das unkomplizierte Erlebnis. Man benötigt keine große Infrastruktur, keine Tauchschule, keinen Kompressor und keine Hilfe, um ins Wasser zu kommen. Der Nachteil: Man ist meist eigenverantwortlich unterwegs. Behalten Sie einfache Regeln wie Baderegeln oder die Sicherheitsregeln von safershorelines.com stets im Blick:
• Überprüfe das Wetter.
• Mit Partner bist du sicherer unterwegs.
• Kenne Regeln und Vorschriften vor Ort.
• Beurteile Wind und Strömungen.
• Sicherheit von Ein- und Ausstiegspunkten
• Kenne Deine Grenzen.
• Verwende die richtige Ausrüstung.

Zu­ge­ge­ben: In dieser Folge ging es weniger um die schönen Seiten des Schnorchel-Erlebnisses. Aber in der nächsten und letzten Folge unserer Schnorchel-Serie zeigen wir Ihnen, welch faszinierende Erlebnisse auf Sie warten und welche Vorteile die leichte Ausrüstung für Sie hat.

Sie wollen etwas mehr über die richtige Schnorchelausrüstung erfahren? Dann empfehlen wir ihnen diesen Artikel / Teil 1.

Was sie mit ihrer Atmung alles schaffen können, lesen die am besten in Teil 3 dieser Serie.