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Ostsee – Munitionsaltlasten: Pilotbergung beginnt

Etwa 1,6 Millionen Tonnen Altmunition belasten Nord- und Ostsee. Nun wird mit der ersten Pilotbergung in der Lübecker Bucht begonnen.

Christian Howe / Submaris

»Munitionsbergung – jetzt geht’s los!« Unter diesem Motto fand im Sommer am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ein großes Netzwerktreffen statt. Rund 100 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft, Militär, Behörden, Industrie sowie von Nichtregierungsorganisationen kamen zusammen, um sich über den aktuellen Stand der geplanten Pilotbergung von Altmunition in der Ostsee auszutauschen.

Dieser Tag markiere einen Wendepunkt von der Forschung zur praktischen Umsetzung, sagte Professor Dr. Jens Greinert. Der GEOMAR-Experte zu Munitions-Altlasten wird mit seinem Team die Räumung wissenschaftlich begleiten. Die drei beauftragten Räumfirmen SeaTerra sowie die Kooperation Eggers Kampfmittelbergung und Hansataucher erläuterten das konkrete Vorgehen für die Pilotbergung.

Nach ersten Erkundungsfahrten wird ab Mitte August zwei Monate lang in drei Gebieten vor Haffkrug und Pelzerhaken Munition hauptsächlich maschinell geborgen. Dabei kommen unter anderem Deckskräne mit verschiedenen Greifern zur Bergung von Munitionskisten, ein sogenannter Crawler, der mit einem Roboterarm kleine Artilleriemunition unter Wasser in Körbe legt, sowie ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge (Remotely Operated Vehicles, ROVs) zum Einsatz.

Ein erfahrenes Tauchteam steht für die Unterstützung im Einzelfall bereit. Bei der Pilotbergung sollen die ersten rund 50 Tonnen Munition aus dem Meer geholt werden. Etwa zwei Drittel dieser Menge werden über Land zur bundeseigenen Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten (Geka) in Munster transportiert.

Die Geka ist das einzige Unternehmen in Deutschland, das Munition behandeln und entsorgen darf, und die Kapazitäten sind begrenzt. Auch stellt der Transport auf dem Landweg keine langfristige Lösung dar. Deshalb soll im nächsten Schritt auf Basis der gesammelten Daten eine autonome Bergungsplattform entwickelt werden, die die Altlasten auf See behandelt und verbrennt. Bis diese einsatzbereit ist, wird geborgene Munition in Containern in einem sogenannten Nasslager am Meeresboden sicher aufbewahrt.