Reise Reiseberichte

Spektakel im Süden

Das Gaafu Dhaalu-Atoll im Süden der Malediven gilt als das tiefste und größte Atoll des Inselstaates. Hier liegt Amari Havodda – eine perfekte Insel für Taucher mit einem der schönsten, längsten und gesündesten Hausriffe des Archipels.

Harald Hois

TEXT & FOTOS: HARALD HOIS

Goldenes Rot schimmert durch das Flugzeugbullauge der Etihad-Maschine. Im Wasser glitzern die ersten türkisblauen Atolle. Was für ein Sonnenaufgang! Was für ein Empfang! Nach knapp elf Stunden Flug haben wir es verdient. Daher freuen wir uns nicht nur auf ausgiebiges Beinevertreten, sondern auch auf die wohlige Morgenwärme am Flughafen in Malé. Alles ist perfekt vorbereitet. Ein Team von Amari Havodda, unserer Zielinsel,  steht schon parat. Danach führt es und zum Domestic Airport zu führen.

Kein Kofferschleppen, alles ganz easy. Während unserer Wartezeit im komfortablen Maldivian Airways-Restaurant genießen wir Cappuccino, Brötchen und mehr. Dabei ist alles kostenlos. Ein toller Service! So lässt sich‘s gut warten. Schon werden wir aufgerufen zu unserem Inlandsflug nach Kaadedhdhoo. Die folgende Stunde in der Luft vergeht wie im Flug. 

Zweite Ankunft

Das Gepäck noch schnell vom Band nehmen? Welches Band? Denn hier läuft alles manuell. Das Gepäck wird persönlich übergeben. Ein Elektromobil düst mit uns zum Speedboot. In weniger als 20 Minuten über‘s Wasser fetzend erreicht es Amari Havodda. Niclas und Jinah empfangen uns am Pier. Dann begleiten sie uns zur Rezeption, einem wunderschönen, offen gehaltenen Gebäude in maledivischem Stil mit extrem hoch gezogenem Dach.

Beeindruckt genießen wir den fruchtigen Begrüßungsdrink. Bei der Fahrt mit dem Elektro-Buggy zum Wasser-Bungalow entdecken wir, wie tropisch grün die Insel ist. Denn Grün ist eigentlich vollkommen untertrieben. Hier ist »Dschungel« der richtige Ausdruck. Bis zu 250 Gäste nimmt Amari Havodda auf. Dabei beherbergt stehen acht unterschiedlichen Villenformen, zwischen 77 und 121 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Von der Standard-Strand-Villa bis hin zur Überwasser-Suite mit Schwimmbad bleibt kein Wunsch unerfüllt.

Während unseres Aufenthalts haben wir die Wahl zwischen unterschiedlichsten kulinarischen Genüssen. Von der Amaya Food Gallery, dem Ember Grill über die Pizza Kaage, Iru Bar bis hin zur Thari Pool Bar lassen wir uns an den folgenden Tagen verwöhnen. Internationale Köstlichkeiten finden sich ebenso in der Menü-Auswahl wie asiatische oder lokale Aromen und Live-Kochen. Aber auch mediterrane Pizzen und gegrillte Meeresfrüchte sind im Angebot. Sogar eine Linzer Torte wird uns kredenzt. 

Die Hauptsache? Tauchen 

Aber eigentlich sind wir ja zum Tauchen hier. Der 36-jährige Jinah leitet die Euro-Divers-Niederlassung auf Amari Havodda und kennt die lokalen Riffe wie seine Westentasche. Der Vater zweier Söhne führt uns zu einer breiten Auswahl unterschiedlicher Tauchgebiete. Besonders stolz ist Jinah auf das »größte und wahrscheinlich beste Hausriff der gesamten Malediven«.

Sein sympathisches, freundliches Team spricht neben Deutsch auch Französisch, Englisch, Russisch und natürlich Dihevi. Dhoni-Kapitän   Salaah peilt mit seinem maledivischen Tauchschiff zielsicher jeden der über 20 Tauchplätze an. Madaveli Kandu und Rahadhoo Kandu nehmen wir als erstes ins Visier: beides Strömungskanäle, die mit viel Glück auch Großfisch versprechen.

In unserem Fall waren die Grau- und Weißspitzen-Riffhaie noch etwas verhalten und scheu. Dafür erleben wir eine sehr intakte Steinkorallenwelt, Schwärme von Stachelmakrelen, Gelbstreifenschnappern und Glasfischen. Monströse Igelfische und neugierige – nein, sehr neugierige Karettschildkröten kreuzen ebenso unseren Weg wie zahlreiches Kleingetier.

Die Sichtweite unter Wasser ist bei unserem Besuch im August nicht begeisternd, aber 15 Meter sind es fast immer. Kein Atoll ist so tief wie das Gaafu Dhaalu-Atoll. Spätestens beim Tarzan-Dive direkt vor der Küste von Amari Havodda werden wir dann wissen, was damit gemeint ist. 

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Thila-Tauchen 

Vielleicht ist es ja nur ein Zufall. Aber die Wortverwandtschaft von »Kuda Rah Thila« und »Kuda Havsa Thila« scheint irgendwie auf der Hand zu liegen. Zwei unserer Tauchgänge führen zum »Kuda Havsa Thila«, und wir nehmen mit Begeisterung zur Kenntnis, dass es sich sowohl von den Korallen als auch von der Unterwasserfauna her wahrlich um einen Topspot handelt, der mit seinem Pendant weiter im Norden durchaus mithalten kann.

Das kleine, ellipsenformatige Thila liegt stromlinienförmig von Nord nach Süd. Schon beim Abtauchen begleiten uns große Gelbstreifenschnapper-Schwärme. Man muss gar nicht auf 30 Meter runter, um dort Adlerrochen, Schwarz- und Weißspitzen-Riffhaie zu entdecken. Grauhaie kommen hier gern mal auf 20 Meter Tiefe hoch und äugen neugierig nach den menschlichen Ozean-Junkies. Das Riff ist in perfektem Zustand. Über und über mit Korallen bewachsen, vorwiegend Steinkorallen wie Tischkorallen und Acropora.

Imposante Glasfischschwärme versinken in Höhlen und Grotten. Mancherorts ragen die langen Fühler von fetten Gestreiften Langusten ins tiefe Ozeanblau. Vor allem aber die Fülle an pinkfarbenen, perfekt auf den Spitzen der Korallenblöcke hockenden Anemonen samt Fischchen hat es uns angetan. Selten haben wir so fotogene, knallfarbene Anhäufungen von Anemonen gesehen. Und sagen nur: bunt, bunter, Kuda Havsa!

Noch mehr Vielfalt

Derartig verwöhnt, ist die Messlatte für unsere folgenden Tauchgänge hoch. Auch wenn Madaveli Kandu, Rahadhoo Kandu, Kahanbu Giri nahe bei Kuda Havsa und Muraka Faru ganz tolle, teils strömungsreiche Tauchplätze sind, und wir überall schöne Eindrücke mitnehmen können: Kuda Havsa ist hiervon das Highlight. Und es folgen noch weitere Überraschungen!

Der erste, wirklich riesige Topspot ist das Hausriff von Amaria Havodda selbst. Nur 30 Meter entfernt von der Euro-Divers-Basis tauchen wir ab ins tropisch warme Meer. Schon unter dem Steg begleiten uns Hornhechte, Flötenfische, allerlei Riffbarsche und Papageno-Drückerfische. Direkt an der Kante, nur drei Meter vom Steg entfernt, hocken Anemonen auf den Spitzen der Steinkorallen und lassen uns erneut begeistert die Kameraauslöser betätigen.

Ganz egal, ob wir links oder rechts abtauchen: Beiderseitig formen über viele hundert Meter gewaltige Steinkorallenformationen das Riff, vollkommen intakt und sehr belebt. Stachelmakrelen, Barrakudas, Juwelenbarsche, Fledermausfische, Glasfische, unterschiedliche Arten von Nacktschnecken und Anemonen, aber auch Weiß- und Schwarzspitzen-Riffhaie ziehen hier laufend vorbei.

Wer Makro liebt, findet neben den Nacktschnecken auch unterschiedliche Garnelen- und juvenile Barsch-Arten, Oktopusse und das ein oder andere Weichkorallen-Stämmchen. Eigentlich könnte man eine Woche nur hier entlang des Hausriffs tauchen, so endlos scheint die Auswahl an Getier und Landschaft.

Tarzan-Dive

Schon mal was vom »Tarzan-Dive« gehört? Wir auch nicht. Gut, dann erst recht! Klingt schließlich recht abenteuerlich. Nach nur zwei Minuten Bootsfahrt quer zur Insel legen wir knapp neben einer Boje an. Runter geht’s bis auf 30 Meter. Laut Briefing halten wir uns an der stählernen Kette fest. Wie Perlen hängen wir an der Schnur.

Nach einer Wartezeit von knapp zehn Minuten steigt das Spektakel: Eine Horde von Schiffshaltern, samtig glänzenden Seidenhaien und ausgewachsenen Ammenhaien stürmt aus schwarzblauer Tiefe in unsere Richtung. Es sieht so aus, als würden die Haie auf etwas warten. Ziehen sie doch ungläubig mehrere Meter unter uns ihre Kreise, um danach wieder abzutauchen.

Nach weiteren 20 Minuten taucht ein weiterer Trupp auf, diesmal nur Ammenhaie samt ihres Anhangs aus Fischhaltern, und umkreist uns für einige Zeit. Da unsere Tauchcomputer nach mehreren Tagen Tauchen trotz der regelmäßigen Verwendung von Nitrox irgendwann zu piepsen beginnen, leiten wir die Rückkehr zum Tauchdhoni ein. Bruno, unser belgischer Tauchguide, erläutert, dass in unregelmäßigen Abständen immer wieder Dhonis an diesem Platz anlegen, genau an dieser Stelle. Das war also der Grund für dieses wirklich sehenswerte Spektakel.

REISEINFO:
AMARI HAVODDA / HUVADHOO-ATOLL / MALEDIVEN

Amari Havodda liegt etwa 400 Kilometer südlich von Male im Gaafu
Dhaalu-Atoll, auch Huvadhoo-Atoll genannt. Der Inlandsflug von Malé nach Kaadedhdoo dauert etwa 55 Minuten. Mit dem Speedboot braucht man weitere zehn Minuten bis zur Insel. Das Resort verfügt über rund 120 Beach-Front- und Wasser-Villen.

Es gibt folgende Kategorien: Standard-Strand-Villa (95 Quadratmeter), Deluxe-Strand-Villa (95 Quadratmeter), Sonnenuntergang-Strand Villa (95 Quadratmeter), Privat-Villa mit Schwimmbad (121 Quadratmeter), Sonnenuntergang- Strandvilla mit Schwimmbad (121 Quadratmeter), Überwasser-Villa (77 Quadratmeter), Überwasser-Villa mit Schwimmbad (153 Quadratmeter).

Mehrere Restaurants und Bars stehen zur Auswahl

Amaya Food Gallery (ganztags asiatische und internationale Küche), Thari Bar, Iru Bar, Ember Grill (Abendessen unter‘m Sternenhimmel), Pizza Kaage. Kinder unter acht Jahren erhalten das Kindermenü gratis. Die Rezeption ist 24 Stunden besetzt (Check-In: 14 Uhr, Check-Out: 12 Uhr).

Ein mehrsprachiger Concierge-Service steht ebenso zur Verfügung wie eine Gesundheitsklinik, ein Shop,  Wäscherei, Babysitter-Service sowie freies WiFi auf der ganzen Insel.
Amari Havodda gilt als Ganzjahresziel. Von Januar bis Mai hat man wegen der einlaufenden Strömung meist bessere Sicht unter Wasser. Von Juni bis Dezember ist der Ozean planktonreich, es herrscht meist auslaufende Strömung, und die Sicht ist etwas geringer. 

Weitere Infos: www.amari.com/havodda-maldives.
Deutschsprachige Website: de.amari.com/havodda-maldives

Tauchbasis

Die Euro-Divers Amari Havodda, ein voll ausgestattetes PADI 5*-Tauchcenter, bieten Tauchkurse vom Anfänger bis zum Profi ebenso wie geführte Tauchgänge sowie unabhängiges Tauchen am Hausriff an. Das Hausriff kann den ganzen Tag über betaucht werden, ebenso nachts. Für Taucher gibt es eine große Auswahl an Möglichkeiten: zwei Tauchgänge am Vormittag, Ganztagesausfahrten, Nachmittags-, Sonnenuntergangs- oder auch Nachttauchgänge stehen zur Auswahl.

Die besten Tauchplätze rund um Amari Havodda

Kuddoo Channel (Großfisch/Haie), Kahanbu Giri, Footi Left/Right, Stick Thila, Madaveli
Kandu, Muraka Faru, Kuda Hafsa Thila (von Großfisch/Hai bis zu pinkfarbenen Anemonen). Meist führen drei bis fünf Guides durch die etwa 25unterschiedlichen Tauchplätze. Sie sprechen Englisch, Deutsch, Polnisch und Russisch. Zwei bis drei unterschiedliche Tauchboote stehen zur Auswahl, auf ihnen befinden sich DAN-Sauerstoffkoffer und Erste Hilfe-Equipment. Getaucht wird mit Luft, aber auch mit Nitrox (zirka 100 Alu-Flaschen, 9 und 11 Liter, DIN & INT). Die Ausbildung erfolgt nach PADI in allen Levels bis zum Divemaster. Die nächsterreichbare Druckkammer liegt auf Bandos. Preisliste zum Tauchpreise auf Amari Havodda.
Weitere Infos: E-Mail: amarimaldives@euro-divers.com.

Sonstige Aktivitäten

Wer des Tauchens überdrüssig ist, erfreut sich an Wohlfühl-Spa- und Massage-Anwendungen oder dem stylischen Komfort auf einer abgeschiedenen, rund 800 Meter langen Insel im Indischen Ozean mit Infinitiy-Pool und weißem Sandstrand. Sehr gut funktionierendes WLAN versteht sich hier von selbst.

Egal, ob Übernachtung mit Frühstück oder All-In: Es bleibt kein kulinarischer Wunsch offen. Auch der Sport kommt nicht zu kurz: Beachvolleyball, (Tisch-)Tennis, Yoga, Fitnessraum, Fußball. Die Euro-Divers leiten auch das Wassersportzentrum mit SUP, Katamaran-Segeln, Kajak, Glasboden-Kajak, Windsurfing, Wasserski, Funtube, Kneeboard, Wakeboard, Schnellboot und Jet-Ski.

Als besonderes Highlight gilt der Desert Island Cruise: Mit dem privaten Schnellboot geht es dabei zu einer unbewohnten Insel (eigener Privatstrand, Schnorcheln in der privaten Lagune). Aber auch die Sonnenuntergangskreuzfahrt mit Delfinsuche gilt als beliebtes, zweistündiges Abenteuer. Außerdem vor Ort: Bibliothek, großes Schwimmbecken, Spa Breeze und Kinderclub.