Fotoschule Reise

So gelingen perfekte Splitlevel-Aufnahmen vom »Tugboat« auf Curaçao

Das Wrack des Tugboats ist eines der bekanntesten Motive auf Curaçao – und ein Traum für Unterwasserfotografen. Fotograf Daan Kleinbussink zeigt Schritt für Schritt, wie Sie beeindruckende Splitlevel-Fotos aufnehmen, die über und unter Wasser gleichermaßen faszinieren.

Daan Kleinbussink

Text: Daan Kleinbussink |

Auf Curaçao können Unterwasserfotografen aus dem Vollen schöpfen – so viel gibt es zu entdecken! Dieses Mal hatte ich ein Bild im Kopf, das ich schon lange umsetzen wollte: eine Splitlevel-Aufnahme, also ein Foto, das über und unter Wasser zugleich zeigt. In diesem Beitrag nehme ich Sie mit nach Tugboat Beach – ein verborgenes Juwel in der Caracasbaai und ein Muss für alle Taucher und Schnorchler.

»Das Wrack des Tugboats aus der Luft – ein beliebtes Motiv für Taucher und Fotografen vor Curaçaos Küste.« © Shutterstock

Auf nach Tugboat Beach

Es ist später Nachmittag, als ich auf der Caracasbaaiweg Richtung Tugboat Beach fahre. Ich parke den Wagen und gehe über die kleine Beachbar hinunter zum felsigen Strand. Eine Gruppe bemalt gerade Treibholz – aber ich bin heute wegen des Wracks hier. Der kleine Schlepper liegt nur wenige Meter vor der Küste in geringer Tiefe und ist damit ideal für Splitlevelfotografie.

Solche Aufnahmen verbinden zwei Welten, die normalerweise durch die Wasseroberfläche getrennt sind – und schaffen so ein faszinierendes Perspektivspiel. Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, gehe ich gezielt mit dieser Idee ins Wasser. Meine Tauchausrüstung bleibt im Auto; Maske, Schnorchel und Flossen reichen heute.

Material und Grundeinstellungen

»Alle Einstellungen sorgfältig überprüfen, bevor Sie die eigentliche Aufnahme machen.« © Daan Kleinbussink

Bevor ich ins Wasser gehe, überprüfe ich meine Kamera und stelle meine »Jump-Settings« ein – also die Grundeinstellungen, mit denen ich ins Wasser gehe.

Für Splitlevelfotos benötigen Sie:
– eine Kamera mit Unterwassergehäuse
– möglichst Weitwinkel- oder Fisheye-Objektiv
– eine Domeport-Frontlinse

Meine Startparameter:
– Bildqualität: RAW
– Aufnahme-Modus: Burst (Serienaufnahme)
– Autofokus: kontinuierlich, Einzelpunkt, Back-Button-Focus
– Belichtung (Startpunkt): f/16, 1/125 s, ISO 200
Diese Basis sorgt dafür, dass ich im Wasser nur minimal nachjustieren muss.

Die perfekte Komposition

Ich schwimme hinaus zum Wrack. Eine Schule Paletten-Doktorfische zieht ihre Kreise – ein wunderbares Schauspiel. Dann suche ich den besten Winkel. Aufgrund der Form und Lage des Wracks entscheide ich mich für Querformat – es zeigt die Umgebung am besten und gibt dem Hauptmotiv genügend Raum. Für Splitlevels kann auch Hochformat funktionieren; es bietet mehr Spielraum, wenn sich die Wasserlinie bewegt.

Technik für Splitlevelfotos

Solche Fotos sind technisch anspruchsvoll und erfordern etwas Planung. Zunächst mache ich Testaufnahmen, um die Belichtung zu prüfen: Unter Wasser ist das Licht schwächer, daher ist der untere Teil meist dunkler. Ich suche eine Balance, bei der der obere Teil leicht überbelichtet ist, damit der untere nicht zu dunkel wird.
Wichtig: Achten Sie auf Himmel und Wolken – das sind die ersten Bereiche, die ausfressen können. Schließlich erhöhe ich ISO leicht auf 250 für die optimale Belichtung.

Scharfstellen auf das Wrack

Ich fokussiere auf das Boot und fixiere die Schärfe über den Back-Button-Focus (AF-On-Taste). Solange ich meine Position halte, bleibt der Fokus korrekt. Das ist entscheidend: Wenn Sie auf den oberen Bereich fokussieren, wird der Teil unter Wasser unscharf – also lieber unter Wasser fokussieren.

Arbeiten mit Burst-Mode

Das Meer ist leicht bewegt, und die Wasserlinie wandert. Geduld ist gefragt – und die Serienbildfunktion hilft enorm. Je mehr Bilder pro Sekunde, desto größer die Chance auf den perfekten Moment. Jetzt heißt es: schießen, prüfen, anpassen!

Histogramm und Überbelichtungswarnung

»Das Histogramm zeigt die Verteilung von hellen und dunklen Bildbereichen. Liegen die Ausschläge zu weit rechts, ist das Foto überbelichtet, zu weit links bedeutet Unterbelichtung. So lässt sich die Belichtung direkt vor Ort gezielt korrigieren.«

Bei starkem Sonnenlicht ist das Kameradisplay schwer zu beurteilen. Das Histogramm zeigt die Verteilung der Helligkeit – und warnt, wenn Lichter oder Schatten ausbrennen. Ich achte darauf, dass keine Seite »clipped«. Zusätzlich nutze ich die »Highlight Warnings«: Überbelichtete Bereiche blinken in Rot oder Schwarz. So kann ich sofort nachsteuern.
Nach rund zehn Minuten bin ich zufrieden und schwimme zurück.

»Die Überbelichtungswarnung zeigt deutlich, welche Bildbereiche zu hell geraten sind – ein hilfreiches Werkzeug für präzise Belichtung.«

Tropfen auf der Domeport

Einer der größten Feinde von Splitlevelfotos: Wassertropfen auf der Domeport. Kleine lassen sich später in Lightroom oder Photoshop entfernen, große ruinieren das Bild. Meine Tipps:
– Halten Sie die obere Hälfte der Dome so trocken wie möglich.
– Ein Tropfen Spucke oder sogar eine halbierte Kartoffel kann helfen, Wasser abzuweisen.
– Tauchen Sie den Dome kurz ein und fotografieren Sie beim Hochführen.
– Prüfen Sie Ihre Fotos direkt im Wasser und korrigieren Sie, bevor Sie das perfekte Motiv verpassen.

Nachbearbeitung in Lightroom

Zurück im Apartment gönne ich mir ein kaltes Bier und lade die RAW-Dateien in Adobe Lightroom. Ich bearbeite Splitlevels wie zwei separate Fotos – oberhalb und unterhalb der Oberfläche.
Zuerst helle ich das gesamte Bild leicht auf, erhöhe Kontrast und Klarheit. Dann selektiere ich mit Masken den Himmel und reduziere die Belichtung um etwa eine Blende. Die Felsen bekommen leicht weniger Highlights.
Für den Unterwasserteil verschiebe ich den Aquaton etwas Richtung Blau und senke die Sättigung. Das Wrack bekommt über eine Maske mehr Textur und Schärfe. Danach lasse ich das Bild einen Tag liegen – frische Augen helfen beim Feinschliff.

»Unbearbeitete RAW-Datei, importiert in Adobe Lightroom. Einstellungen: 1/125 s, f/16, ISO 250.«

Vorteile und Nachteile von RAW
Vorteile:
– maximale Detailtiefe und Dynamikumfang
– volle Kontrolle bei der Nachbearbeitung
– keine Qualitätsverluste durch Anpassungen
Nachteile:
– große Dateien beanspruchen mehr Speicher
– spezielle Software nötig (z. B. Lightroom, Capture One)

Fazit

Mission erfüllt! Ich konnte das Foto aufnehmen, das ich schon lange im Kopf hatte. Egal ob Einsteiger oder erfahrener Fotograf – Tugboat Beach ist ein Ort, an dem Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Laden Sie die Akkus, packen Sie eine zusätzliche Speicherkarte ein und tauchen Sie ein in Curaçaos bunte Unterwasserwelt.
Und vergessen Sie nicht: Die schönsten Erinnerungen speichern Sie nicht nur auf der Karte – sondern im Kopf.

Verwendetes Equipment: Nikon D500, Tokina 10–17 mm Fisheye, Ikelite-Gehäuse mit 8-Zoll-Domeport

Weiterlesen: 10 Gründen für einen Tauchurlaub auf Curaçao.

Dieser Text wurde aus dem Niederländischen übersetzt und erschien bereits auf www.duiken.nl