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Fotoschule: Süßlippen

Martin Strmiska

T Martin Strmiska 

Zumindest für mich sind Süßlippen der Inbegriff für tropische Meere und einer der schönsten Fische im Ozean. Ein Foto eines einzelnen Süßlippenfisches sagt nicht viel aus. Aber ein Schwarm Süßlippen ist eines der attraktivsten Motive, die ein Unterwasserfotograf vor die Linse bekommen kann. Sie haben nicht nur einige der sattesten Gelbtöne, die perfekt mit den Blautönen des Wassers harmonieren. Auch die Muster und Zeichnungen auf ihren Körpern verleihen ihnen eine ansehnliche Portion Detailreichtum. Vielerorts bilden diese Fische schöne, mittelgroße Schwärme, die sich oft »kooperativ« zeigen und leicht zu »bearbeiten« sind. Um unter den vielen Bildern dieser Fische besonders gute zu produzieren, gibt es ein paar Punkte zu beachten, um die es hier gehen wird. 

Der Erste oder der Letzte 

Für dieses Foto brauchen Sie Zeit. Wenn Sie der erste Taucher sind, der dem Fischschwarm begegnet, sollten Sie als guter Fotograf sofort handeln und fotobereit den Schwarm ablichten,oder aber warten, bis alle anderen Taucher weg sind. So hat man mehr Zeit für die Vorbereitung und vermeidet auch unerwünschte Taucher und Luftblasen im Bild. 

Situation analysieren 

Wenn man die Schule für sich alleine hat, sollte man versuchen herauszufinden, was sie genau tun. Sind sie an einer Putzerstation? Suchen sie Schutz vor der Sonne oder vor der Strömung? Je genauer die anfängliche Beobachtung und Vorbereitung ist, desto effektiver wird das Annäherungsmanöver und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, die Tiere zu verscheuchen.   

Visualisieren Sie das Bild 

Oftmals sind die ersten Schüsse die besten. Tauchen Sie auf die gleiche Tiefe ab! Bevor Sie jedoch zum Fisch schwimmen, analysieren Sie die Umgebung und visualisieren Sie Ihre Aufnahme. Entscheiden Sie sich, ob Sie die Szene horizontal oder vertikal aufnehmen wollen. 

Ausrüstungs-Vorbereitung 

Ich empfehle ich das Tokina 10-17-Millimeter mit dem engeren 17-Millimeter-Zoom in Kombination mit einer APS-C-Kamera hinter einem Dome-Port. Eine weitere gute Option ist eine Vollformat-DSLR oder spiegellose Kamera mit einem geradlinigen Weitwinkelobjektiv (16-35 Millimeter). Stellen Sie die Kamera und die Blitze auf die eingestellten Werte ein (Blende, Verschlusszeit, ISO, Blitzleistung), während Sie den Abstand zu Ihrem Objekt beibehalten. Machen Sie eine Probeaufnahme, bei der Sie die Kamera in die gleiche Richtung halten, in der Sie den Fisch aufnehmen werden, um die Belichtung im Hintergrund zu ermitteln. Prüfen Sie Ihr Bild auf dem Bildschirm und konzentrieren Sie sich auf die Farbe des Hintergrunds. Sieht es so aus, wie Sie es sich wünschen? Ist es nicht zu unterbelichtet? Passen Sie bei Bedarf die Kameraeinstellungen an. Wählen Sie eine Verschlusszeit von 1/100s oder kürzer (ich empfehle für den Anfang 1/125s), wenn Sie die Bewegung einfrieren wollen, oder eine längere Verschlusszeit, wenn Sie mit Bewegungsunschärfe experimentieren wollen. Bleiben Sie bei Kameras mit Crop-Faktor vorzugsweise über Belnde f8, bzw. reduzieren Sie die Blende bei Vollformatkameras auf f9 bis f10. Je näher Sie an den Fischschwarm herankommen, desto höher muss die Blende sein, damit alle einzelnen Fische scharf bleiben. Schließen Sie die Belichtungseinstellung mit dem passenden ISO-Wert ab. Was den ISO-Wert betrifft, so würde ich an einem hellen, sonnigen Tag normalerweise mit 200 beginnen, während ich beim morgendlichen Tauchgang mit ISO 400 beginnen würde und bis zu ISO 800-1000 gehen würde, um einen angenehm gesättigten blauen Hintergrund zu erhalten. Die Leistung des Blitzes wird als letztes eingestellt! 

Blitz-Stellung & -Leistung 

Platzieren Sie die Blitze 0,5 m von der Motivmitte entfernt und leicht darüber, so dass bei horizontaler Ausrichtung ein gleichschenkliges Dreieck entsteht (Blitz-Linse-Blitz). Stellen Sie beide Blitze auf die gleiche Leistung ein. Beginnen Sie mit der Hälfte der Leistung und passen Sie sie später an. Für eine vertikale Aufnahme stelle ich einen Blitz oben und einen unten in einer geraden Linie mit dem Objektiv auf. Der Trick für die vertikale Aufnahme: Stellen Sie den unteren Blitz auf die 1/2 Leistung des oberen ein. Wenn der obere auf 1/2 Leistung steht, stellen Sie den unteren auf 1/4 Leistung. 

Der Schuss 

Es gibt drei wichtige K.O.-Faktoren, die das Endergebnis beeinflussen werden. Wie in den meisten Bereichen der Tierfotografie ist der Augenkontakt entscheidend. Wenn wir mehrere Tiere zusammen fotografieren, haben wir es natürlich mit mehr Augen zu tun. Je mehr Augen in die Kamera starren, desto iausdrucksstärker wird die Aufnahme. Zweitens: Achten Sie auf die Homogenität des Bildes. Je mehr Fischkörper sich in dieselbe Richtung bewegen, desto mehr Harmonie im Bild. Und schließlich ist der Effekt umso intensiver, je mehr Fischmasse Sie einfangen. Mit anderen Worten: Die Fische müssen so dicht wie möglich beieinander stehen, am besten ohne Lücken im blauen Wasser dazwischen. 

Tricks 

Konzentrieren Sie sich nicht auf die Fische, die sich in der Mitte des Bildes befinden, sondern auf diejenigen, die sich näher an den Rändern des Bildes befinden. Halten Sie die Kamera auf einer Höhe mit den Fischen. Gehen Sie nicht unter oder über Sie. 

In der Nachbearbeitung: »Tiefen« hoch, »Lichter« runter, »Klarheit«, »Struktur« und »Dunst« etwas erhöhen. Fertig!

Aufnahmedaten

Standort: Malediven, Februar 2021 

Kamera: Nikon D850, Sigma 15mm FE + Kenko PRO300 1,4x TC, 

Blitze: 2 x Subtronic Pro 160 @ 1/2 Leistung