Haben Kraken einen Lieblingsarm?

Einen Monat haben die Besucher und Biologen der Sea Life Großaquarien europaweit das Greifverhalten von Oktopoden – hauptsächlich Gemeine Kraken – untersucht. Jetzt wurden die rund 2500 Beobachtungen ausgewertet:  Die Oktopoden der Sea Life Aquarien benutzen das hinterste Armpaar nur sehr selten für Greifhandlungen. Etwa 2170 Aufzeichnungen bezogen sich auf den ersten Arm, circa 420 auf die Sequenz der ersten zwei genutzten Tentakel und rund 50 auf die Sequenz der ersten drei genutzten Arme. Das überraschende Ergebnis ist: Die Kraken der Sea-Life-Standorte benutzen all ihre Tentakel bis auf das letzte hintere Paar, wenn sie Objekte greifen und verwenden. „Man könnte annehmen, dass die vorderen sechs Tentakel die Funktion von Armen und die hinteren zwei die von Beinen übernehmen“, so Robert Donoso, Abteilungsleiter der Aquaristik im Sea Life Oberhausen.
Eine weitere Überraschung: Die Initiatoren der Studie gingen teilweise davon aus, dass Oktopoden – ähnlich wie bei Menschen – einen bevorzugten Arm oder eine bevorzugte Tentakelseite haben, also jeweils Rechts- oder Linkshänder sind. Das Ergebnis zeigt: Mehr als die Hälfte der Oktopoden wiesen keine bevorzugte Seite auf, die anderen haben sowohl die linke, als auch die rechte Seite gleichermaßen oft zum Greifen benutzt. Es gibt also auch keine artspezifische Vorliebe für beispielsweise die rechten Extremitäten, wie es bei Menschen der Fall ist.
Bevorzugte Armseiten einzelner Oktopoden bringen die Aquaristen mit der Sehstärke der Augen in Verbindung. „Man hat schon immer angenommen, dass Oktopoden ihre motorisch anspruchsvollen Greifhandlungen größtenteils über die visuellen Daten ihrer Augen koordinieren. Das scheint zu stimmen. Bei einer Sehschwäche eines Auges kommt es dazu, dass eine Armseite bevorzugt wird“, so Donoso und fügt hinzu: „Diese Erkenntnis können wir nutzen, um den Oktopoden im Krankheitsfall ihr Leben zu erleichtern. Wir können ihnen das Futter und Vitaminpräparate von der richtigen Seite zuführen. Eine solche Maßnahme kann im Ernstfall Komplikationen vermeiden und signifikant zur Genesung beitragen.“ Weitere Infos: www.sealifeeurope.com