Harte Zeiten für den Ostsee-Hering

Der WWF kritisiert die am Montagabend in Luxemburg beschlossenen Fangquoten für den Ostsee-Hering. „Europas Fischereiminister riskieren die Zukunft des Herings und damit die Zukunft vieler Fischer. Sie ignorieren zum wiederholten Male die Empfehlungen der Wissenschaft zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen“, so WWF-Expertin Karoline Schacht. Die beschlossene Kürzung der Fangquote um 39 Prozent sei zwar ohne Zweifel eine „verdammt bittere Pille für die Fischer“, reiche aber trotzdem nicht aus, um für eine Erholung des Herings zu sorgen. Die Bestände sind aufgrund mehrerer schwacher Jahrgänge unter Druck geraten. Als mögliche Ursache gilt neben der Überfischung auch der Klimawandel.

Der Wissenschaftliche Rat zu Erforschung der Meere (ICES) und die EU-Kommission hatten für die westliche Ostsee eine Senkung der Fangquote um 63 Prozent empfohlen. Treibende Kraft gegen diese hohe Quotenreduktion war das deutsche Fischereiministerium. „Dieses Abschiedsgeschenk von Herrn Seehofer an die Fischer könnte sich noch als kostspieliger Bumerang erweisen“, so Schacht. Die Missachtung der wissenschaftlichen Vorschläge bedroht die Stabilität der Heringsbestände und könnte damit in Zukunft das Aus für weitere deutsche Heringsfischer bedeuten, warnt der WWF.

Bei den ebenfalls beschlossenen Dorsch-Quoten haben sich die Minister hingegen an die wissenschaftlichen Vorgaben gehalten. Demnach wird die Fangquote in der westlichen Ostsee um 15 Prozent gesenkt. In der östlichen Ostsee, wo sich der Bestand langsam erholt, wird die Fangmenge hingegen um 15 Prozent angehoben. Die langsame Gesundung der Dorsch-Bestände liegt laut WWF an einem verbesserten Management und dem entschlossenen Vorgehen der EU gegen illegale Fischerei.

„Es ist erfreulich, dass die Minister am Dorsch-Rettungsplan festhalten. Allerdings ist es ein gefährliches Spiel, gleich beim ersten Anzeichen einer Erholung die Fangmenge zu erhöhen. Der Dorsch braucht womöglich eine längere Schonfrist“, warnt WWF-Expertin Schacht. Wenn man konsequent auf Erholung setze, könne die Fischer auf Dauer deutlich mehr Geld mit dem Dorsch verdienen. Bei einem gesunden Bestand könne man Jahr für Jahr etwa 160 000 Tonnen fangen – fast dreimal mehr als derzeit erlaubt. Damit könnten die Fischer ihre Umsätze um Beträge im dreistelligen Millionenbereich erhöhen. Weitere Infos: www.wwf.de