IFM-GEOMAR baut Tiefsee-Observatorium

Wissenschaftliche Untersuchungen am Meeresboden finden wegen des enormen technischen Aufwands oft nur punktuell und zeitlich befristet von Forschungsschiffen aus statt. Das Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) entwickelt aktuell ein neuartiges Beobachtungssystem für die Tiefsee, das über Monate hinweg auf mehreren Quadratkilometern Meeresboden verteilt synchron verschiedene biologische, physikalische, chemische und geologische Parameter messen kann. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt mit 3,16 Millionen Euro.

Langzeitaufenthalt statt Stippvisite
Die Fläche der Meeresböden auf der Erde ist mehr als doppelt so groß wie die aller Kontinente zusammen. Wegen des hohen Drucks und der ewigen Dunkelheit in der Tiefsee ist dieser riesige Lebensraum für Menschen allerdings so unzugänglich wie der Weltraum. Nur mit High-Tech-Geräten wie Tiefseerobotern und autonom arbeitenden Tiefseelaboren konnten Wissenschaftler dem Meeresboden in den vergangenen Jahren einige Geheimnisse entlocken. Doch diese Geräte können nur einen räumlich und zeitlich sehr begrenzten Eindruck von den Vorgängen in der Tiefe geben. Ein neues Tiefsee-Observatorium, das derzeit am Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) entwickelt und gebaut wird, soll das ändern. „Mit dem MoLab-System werden wir über Monate hinweg auf mehreren Quadratkilometern Fläche parallel physikalische, biologische, chemische und geologische Prozesse am Meeresboden und in der darüberliegenden Wasssersäule messen können“, erklärt Projekt-Koordinator Dr. Olaf Pfannkuche vom IFM-GEOMAR.
Anpassbar und flexibel
„Die langfristige Beobachtung der Tiefsee ist derzeit das Ziel von Meeresforschern in aller Welt“, betont Dr. Pfannkuche. Vor der Westküste der USA wird beispielsweise für mehrere hundert Millionen Dollar ein stationäres Tiefseeobservatorium mit fester Kabelverbindung ans Land aufgebaut. Ähnliche Projekte in Europa befinden sich in der Planungsphase. „Solche örtlich gebundenen Systeme haben neben vielen Vorteilen aber auch den Nachteil, dass sie unflexibel und sehr teuer sind“, erklärt Dr. Pfannkuche weiter. Das MoLab kann dagegen von mittelgroßen Forschungsschiffen wie der Kieler „Poseidon“ aus eingesetzt, betreut und wieder eingeholt werden. „Außerdem kann es schnell an neue Einsatzgebiete oder wissenschaftliche Aufgaben angepasst werden“, erläutert Dr. Pfannkuche. „Damit schließt MoLab eine entscheidende Lücke zwischen den geplanten, sehr kostspieligen und räumlich gebundenen, verkabelten Observatorien einerseits und den bisher üblichen schiffsgestützten Momentaufnahmen andererseits.“

Erste Tests für 2011 geplant
MoLab wird am Technik- und Logistikzentrum des IFM-GEOMAR entwickelt und gebaut, einzelne Komponenten werden zusammen mit deutschen Firmen – unter anderem aus Schleswig-Holstein konstruiert oder zugeliefert. Das Bundesforschungsministerium unterstützt das Projekt mit 3,16 Millionen Euro. Erste Tests in der Ostsee könnten bereits 2011 erfolgen. Weitere Infos: www.ifm-geomar.de