Weitere Delphin-Transporte nach Ägypten

00.30 Uhr in der Nacht vom Freitag, den 21. Januar, zu Samstag, den 22. Januar, klingelte bei Amr Ali, Managing Direktor der ägyptischen Umweltschutzorganisation HEPCA (Hurghada Environmental Protection and Conservation Association) das Handy. Ein Flughafenmitarbeiter aus Hurghada teilte ihm mit, das gleich ein Flugzeug mit vier Delphinen an Bord landen würde. Ihr Ziel: das Delphinarium „Dolphin World“ in der Makadi Bay. Ali benachrichtigte sofort seine Mitarbeiter vor Ort, um die lebende Fracht in Empfang zu nehmen und zu klären, woher die Tiere stammen. Laut den Frachtpapieren kommen die Tiere nicht aus der Gefangenschaft, sondern aus der freien Wildbahn, und zwar aus der Ukraine, dem Schwarzen Meer! Das würde aber gegen die Handelbestimmungen der CITES (Convention on International Trade in Endangered Species) verstoßen. Darin ist jeder Handel mit wilden Delphinen untersagt.
Korruptionsverdacht
Die HEPCA-Mitarbeiter machten die Flughafen-Behörde sofort darauf aufmerksam. Die von der CITES unterschriebenen Papiere der Delphine hätten laut eigenem Gesetz niemals ausgehändigt werden dürfen! Zusätzlich verstößt der Transport gegen ein weiteres Abkommen, dem ASCOBANS (Agreement on the Conservation of Small Cetaceans of the Baltic and North Seas). Danach haben sich verschiedene Länder – seit sechs Monaten übrigens auch Ägypten – darauf geeinigt, keine Delphine aus dem Schwarzen Meer zu importieren. Auf den Einfuhrpapieren sind außerdem statt vier, nur drei Delphine aufgeführt. „Das riecht alles nach Korruption“, so Ali zu tauchen-Redakteuerin Jasmin Jaerisch.
Flugkapitän verweigerte Regierungsanweisung
„Nachdem wir das erfahren haben, riefen wir sofort den Gouverneur an, der für Hurghada zuständig ist, und teilten ihm alles mit.“ An den Flugzeugkapitän ging die Anweisung von seitens der Regierung, die Delphine, aufgrund der unrechtlichen Einfuhrpapiere, sofort wieder zurück in die Ukraine zu bringen. „Der Kapitän verweigerte jedoch diese Anweisung, weil es den Delphinen gesundheitlich nicht gut ging“, so Ali. Ganz plötzlich tauchten neue Einfuhrpapiere im Hurghada-Flughafen auf: „Danach kamen die Tiere nun nicht mehr aus freier Wildbahn, sondern aus einem ukrainischem Delphinarium in dem sie auch geboren wurden!“, so Ali. Pikanterweise stammen diese Papiere ebenfalls von der CITES.
Geld verdienen auf Kosten der Delphine
Damit war die Einfuhr legal und die HEPCA oder der Gouverneur hatten keinen Einfluss mehr drauf. Die vier Tiere sind bereits in ihr neues „Zuhause“, dem „Dolphin World“ in der Makadi Bay ganz in der Nähe von Hurghada, eingezogen. Das Delphinarium wurde vor zwei Jahren, so Ali, gebaut und wird von den gleichen Betreibern geführt, denen auch das Touristen-U-Boot-Unternehmen „Seascope Yellow Submarine“ in Hurghada gehört. Auf den Fotos des „Dolphin World“ sind sehr viele Besucherplätze auf den Rängen zu sehen. Das deutet darauf hin: Mit dieser Einrichtung soll viel Geld gemacht werden! „Wir müssen diese Unternehmen dort treffen, wo sie am empfindlichsten sind, nämlich beim Faktor ‚Geldverdienen‘!“, so Ali und ergänzt: „Direkt nach der ‚boot‘ haben wir Termine mit den großen Reiseveranstaltern TUI, Neckermann, Thomas Cook und Kuoni und werden diese davon überzeugen, keinerlei Delphinarien in Ägypten mehr als Ausflugsziel anzubieten!“
Dabei sind natürlich auch alle Taucher aufgerufen mitzumachen. Wer ans Rote Meer fährt, sollte solche Einrichtungen meiden und andere Gäste darauf hinweisen. Weitere Infos erhaltet ihr direkt hier in Halle 3 beim HEPCA-Stand A 90 oder B 54. Infos findet ihr auch auf www.hepca.com.